Die Wahl der Anwaltsstation ist eine wichtige Entscheidung, schließlich handelt es sich um den längsten Ausbildungsabschnitt im Referendariat. Düsseldorf bietet hierfür neben den bekannten Großkanzleien auch sehr viele Rechtsboutiquen und kleinere Kanzleien mit den unterschiedlichsten Profilen. Welche Stelle hier die richtige ist, hängt vor allem von den persönlichen Erwartungen ab.
Für mich war schon zu Beginn des Referendariats klar, dass ich die Anwaltsstation nicht in einer Großkanzlei verbringen möchte, da ich praktische Erfahrungen im Kontakt mit Mandant:innen und in der eigenständigen Mandatsbearbeitung sammeln wollte. Auf die Kanzlei Prigge Recht bin ich schon vor dem Referendariat bei meiner Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Heinrich-Heine-Universität gestoßen. Ausschlaggebend für meine Entscheidung war die Spezialisierung auf das Medien- und Presserecht und vor allem der Eindruck, dass die Kanzlei in diesem politisch oft sehr polarisierten Bereich eine klare Linie bei der Mandatsauswahl vertritt.
Meine Erwartungen haben sich in den letzten sechs Monaten voll erfüllt. Ich durfte von der ersten Woche an Schriftsätze vorbereiten, zu denen ich immer zeitnah ein Feedback erhalten habe. Mittlerweile habe ich mit Klageschriften, Klageerwiderungen, Berufungsbegründungen, einstweilige Verfügungen und Prozesskostenhilfeanträge schon fast alles bearbeitet, was auch im Staatsexamen geprüft wird. Außerdem habe ich mehrere Mandantengespräche und Gerichtstermine begleitet. Eine Terminsvertretung, die ich eigenständig übernehmen sollte, entfiel leider kurzfristig.
Thematisch spielte erwartungsgemäß das Presserecht eine sehr große Rolle. Hier konnte ich neben der Mandatsarbeit auch an einer internen Fortbildung zum Eilrechtsschutz und einer externen Fortbildung zum Urheber- und Medienrecht teilnehmen. Meine Erfahrungen flossen dann in einen Beitrag zur Verdachtsberichterstattung für die Kanzlei-Website und eine kleine interne Schulung zum Thema Sampling und Urheberrecht ein. Auch hier wurden Eigeninitiative und Selbständigkeit stets gefördert und unterstützt.
Daneben konnte ich auch an Mandaten aus verschiedenen anderen Bereichen wie Zahlungsdienste-, Parteien- oder Polizeirecht mitarbeiten. Nach mehrjähriger Tätigkeit an einem öffentlich-rechtlichen Lehrstuhl war mein persönliches Highlight die Mitarbeit an einem umfangreichen Antrag an das Bundesverfassungsgericht. Zusätzlich wurden mir Einblicke in betriebswirtschaftliche Grundlagen und Fragen der Außendarstellung und Vernetzung vermittelt, die für die Kanzleiführung in der Praxis unerlässlich sind, im Referendariat aber sonst zu kurz kommen.
Ein großer Pluspunkt waren auch die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsumfeld. Im Team herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre, zu der neben gemeinsamen Mittagspausen auch gemeinsame Abendveranstaltungen und Ausflüge beitragen. Die Kanzlei arbeitet komplett papierlos und digitalisiert, was gerade nach der Station bei der Staatsanwaltschaft eine enorme Arbeitserleichterung darstellt. Mit dem Laptop, den ich für die Ausbildungszeit bekommen habe, konnte ich flexibel und ortsunabhängig arbeiten. Meine Arbeitszeit – bei mir waren es zwei Arbeitstage pro Woche – konnte ich frei wählen und bei Bedarf auch kurzfristig verschieben.