Duzen Sie niemals einen Polizisten

„Du“ ist nicht nur irgendein Personalpronomen. Es ist freundschaftlich und vertraut. Einem anderen das „Du“ anzubieten bedeutet, sich gegenseitig nicht mehr als völlig fremd zu betrachten. Eigentlich eine nette Sache. Es sei denn, Sie sind Polizist. Dann kann aus diesen auf den ersten Blick harmlos wirkenden zwei Buchstaben schnell ein rechtswidriger Angriff auf die persönliche Ehre werden.

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Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht

Der gemeine Beamte im Polizeivollzugsdienst weiß um seine Position, er ist Autoritätsperson und will auch so behandelt werden. Wo für andere ein unbefangenes „Du“ nichts weiter bedeutet, außer dass sie vielleicht einen Verfall der Sitten beklagen, schreibt er eine Anzeige wegen Beleidigung. Immer wieder kommen Betroffene auf mich zu, die mit solchen Ermittlungsverfahren konfrontiert sind. Dabei gilt, dass auch grobe Unhöflichkeiten nicht unbedingt als Beleidigung strafbar sind und das verkennen die meisten Polizeibeamten. Es muss „eine eindeutige Abwetung des Betroffenen mit einem gewissen Gewicht vorliegen“ (Amtsgericht Hamburg, Urteil vom 10.03.2008 – 256 Cs 160/08).

Polizeibeamte scheinen allerdings schnell eingeschnappt zu sein. Man möchte sich nicht ausmalen was an den Jugendgerichten los wäre, wenn Lehrer ähnlich empfindlich reagieren würden. Im Übrigen nimmt es so mancher Beamter mit dem „Sie“ selbst nicht ganz genau, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann.

Was auch immer Sie tun, denken Sie nicht einmal im Traum daran, einen Polizeibeamten zu duzen. Es sei denn Sie heißen Dieter Bohlen, denn der duzt ja nachweislich jeden. Das „Du“ ist in seinem Fall nur eine Unhöflichkeit, auch wenn sein Gegenüber eine Uniform trägt. Soweit alles klar?

Wenn Sie die Form wahren, können Sie Ihrem Unmut trotzdem Ausdruck verleihen. Nutzen Sie die Kraft des Zitats. Ein „Sie können mich mal…“ frei nach Götz von Berlichingen ist nicht unbedingt eine Beleidigung, meint das OLG Karlsruhe:

Die Redewendung ‚Sie können mich mal …‘ ist […] mehrdeutig, weil sie im Sprachgebrauch nicht nur in Verbindung mit dem ‚Götz-Zitat‘ als Nachsatz verwendet und verstanden wird, sondern auch andere Bedeutungsinhalte haben kann. So ist auch die Formulierung ‚Sie können mich mal …‘ im Sinne des Zusatzes ‚… gern haben‘ verbreitet, wobei dieser Äußerung umgangssprachlich auch der Bedeutungsinhalt ‚Lass mich zufrieden! Lass mich in Ruhe‘ beigemessen wird. Selbst der Äußerung ‚Du kannst mich mal ….. kreuzweise‘ kann – regional verschieden – ein nicht strafrechtlich relevanter Inhalt im Sinne von ‚Ohne mich! Da mache ich nicht mit! Lass mich zufrieden‘ zukommen.

OLG Karlsruhe, Beschluss vom 01.06.2004 – 1 Ss 46/04

Wenn Sie nicht gerade ein paar hundert Euro übrig haben, sollten Sie es aber besser nicht darauf anlegen. Denn wenn es einen Polizeibeamten gibt, der sich beleidigt fühlt, dann ist es garantiert der, der Ihnen gegenüber steht.

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16 Antworten

  1. Avatar von A und B
    A und B

    Klar sind die schnell eingeschnappt. Wer Polizist wird, der tut das, weil er’s geil findet, Macht zu haben. Wen wundert’s dass diese Macht dann auch missbraucht wird?

    1. Avatar von Jasper Prigge
      Jasper Prigge

      Ein bisschen holzschnittartig ;-)

  2. Avatar von Manuel Müller
    Manuel Müller

    Ich kann die Polizisten verstehen. Ich selbst empfinde das geduzt werden auch als eine Riesengroße Unverschämtheit. Frage mich oft ob die Leute keine Anständige Erziehung erhalten haben.

    1. Avatar von Jasper Prigge
      Jasper Prigge

      Man muss sich nicht duzen lassen. Das hat aber immer zwei Seiten. Es gibt nunmal auch Beamte, die Bürgerinnen und Bürger nicht respektvoll behandeln. Ist mir selbst bereits passiert, erst der Anwaltsausweis hat das in der Situation geändert. Nun hat den aber nicht jede/r…

  3. Avatar von Bla
    Bla

    Unter der Maßgabe, dass der Artikel älter ist: Die Polizei duzt MICH – dann darf ich auch zurückduzen.
    Belege? -> Werbung Polizei Berlin: „Da für Dich“. „In Deinem Kiez“

    Die nehmen sich das so raus, dann müssen sie selber auch damit leben.
    Diesbezüglich gab es bereits so einige Freisprüche.

  4. Avatar von Dagmar Rehak
    Dagmar Rehak

    In Österreich ist es schon länger üblich, dass Polizisten von sich aus den Klienten das du-Wort anbieten. Dieses abzulehnen ist zumindest verletzend.

  5. Avatar von Schnubi
    Schnubi

    Ich finde es immer schwierig Polizisten als „Autoritätspersonen“ zu bezeichnen. Am Ende sind sie in einer Demokratie nichts anderes als Angestellte des Volkes und sollten sich daher besonders bei gesetzestreuen Bürgern besonders zurücknehmen. Sie haben Bürger zu schützen und zu unterstützen, nicht zu drangsalieren oder zu kontrollieren. Generell nehmen sich viele Beamte als wichtiger als sie sind – und als ich das einem dieser Bande Mal ins Gesicht gesagt habe, war er auch ganz schnell ruhig. Hier sollte immer wieder die Verhältnismäßigkeit betrachtet werden. Der Betreffliche Beamte versuchte mich bei einem unerlaubten Aufenthalt in einem begründeten Gebäude einzuschüchtern und unterstellte mir andere Straftaten begangen zu haben, in diesem Kontext ist ein verbales zur Wehr setzen absolut in Ordnung und auch ein Polizist sollte gemaßregelt werden können. Seine Kollegen waren hingegen sehr freundlich und mit diesen war sehr gut auszukommen – es kommt also immer auf die Person an die vor einem steht, viele Polizisten sind auch korrekt, aber viele sind auch Anhänger eines autoritären Systems und verstehen sich selbst als Scharfrichter über das Volk.

  6. Avatar von Calvin
    Calvin

    Kann ich die auch anzeigen, wenn sie mich ungefragt duzen oder sind die mal wieder was Besseres als wir? :D

    1. Avatar von Anonym
      Anonym

      das würde mich auch interessieren
      aber ich glaub unsereins könnte es
      zwar aber es würde nichts dabei
      rauskommen weil die polizei wie du schon sagtest am längeren hebel sitzt und machen darf mit einem was sie will traurig aber wahr
      da ist duzen noch das kleinste problem was sich nämlich auch gern machen und einem behandeln wie dreck,weil sie denken,sie dürfen sich alles erlauben,da eh nicht’s passiert wenn man sich versucht gegen sie zu wehren mit einer gegenanzeige.

  7. Avatar von Regina Mertens
    Regina Mertens

    Ich bevorzuge grundsätzlich immer und überall die höflich-respektvolle Sie-Anrede und finde diese kumpelhafte, aufdringliche Duzerei mit Erzeugung künstlicher Nähe heutzutage ganz fürchterlich und total verlogen. Und viele Leute passen sich leider dieser großen Masse an, entweder aus Bequemlichkeit oder aus Angst vor Streit oder Ausgrenzung. Bei diesen Menschen mangelt es an Charakterstärke, Mut und Rückgrat, um gegen den Strom zu schwimmen.

    Und wer eine klare innere Haltung hat und mit Überzeugung die Sie-Anrede lebt, hat auch eine entsprechende Ausstrahlung, so daß niemand es wagen würde, einfach Du zu sagen oder anzufangen zu diskutieren, wenn man klar und deutlich sagt, man möchte gerne beim Sie bleiben. Dafür muß man sich weder rechtfertigen noch entschuldigen.

    Ich bin stets freundlich beim Sie, bleibe authentisch und stehe zu meinen eigenen Werten. Was andere darüber denken, ist mir egal. Wer mich unerlaubt einfach duzen würde – egal ob Polizist, im Geschäft oder privat – würde von mir konsequent ignoriert werden, denn ich dulde keine Übergriffigkeit. Jeder Mensch hat ein Grundrecht auf Selbstbestimmung, und danach entscheide ich selbst, ob und gfs. wer mich duzen darf und wen ich duzen möchte. Ohne Wenn und Aber.

  8. Avatar von Th. Buchmakowsky
    Th. Buchmakowsky

    Hallo,

    da ich in vielen Bereichen durch Werbung und Briefe geduzt werden, gehe ich sehr häufig den Weg zurückzuduzen. Einem Ordnungshüter in Bochum, der davon nicht angetan war, bat ich um ein „vertrauliches Wort“:
    „Natürlich Sieze ich Sie privat, aber sobald Sie im Dienst sind, verwende ich das Du.“ … und zeige ihm einen Screenshot von den Sachen, die seine Behörde(?) so von sich gibt ( https://polizei.nrw/medien/recruitingfilm-deine-entscheidung-0 )
    … darauf wurde das so akzeptiert und der Seelenfrieden war’d wiederhergestellt.

  9. Avatar von P. Thome
    P. Thome

    Einen Polizisten auf der Straße zu duzen würde sich schon seltsam anfühlen, aber ich habe grade die Twitter Richtlinien für Strafverfolgungsbehörden durchgelesen… es dann auch noch in Schriftform zu tun… DAS liest sich seltsam.

    https://help.twitter.com/de/rules-and-policies/twitter-law-enforcement-support

  10. Avatar von 10 ist es strafbar jemanden zu duzen Ideen - Vincom Quảng Trị
    10 ist es strafbar jemanden zu duzen Ideen – Vincom Quảng Trị
  11. Avatar von Darum sollten Sie einen Polizisten niemals mit „Du“ ansprechen - Die Globale Nachrichten Zeit
    Darum sollten Sie einen Polizisten niemals mit „Du“ ansprechen – Die Globale Nachrichten Zeit

    […] wegen Beleidigung“, betont Jasper Prigge, Fachanwalt zu Händen Urheber- und Medienrecht, auf seinem Blog […]

  12. Avatar von Darum sollten Sie einen Polizisten niemals mit „Du“ ansprechen – dreamhosters
    Darum sollten Sie einen Polizisten niemals mit „Du“ ansprechen – dreamhosters

    […] eine Anzeige wegen Beleidigung“, betont Jasper Prigge, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, auf seinem Blog […]

  13. Avatar von Timo
    Timo

    Er ist keine Respektsperson und er ist auch nicht dass Gesetz. Er ist bediensteter vom Volk.